Beatrice Barnikol, Schulleiterin des Schulhauses Ermensee, erklärt im Interview mit KulKids, wieso sie bei diesem Pilotprojekt mitmacht, welchen Stellenwert sie einer qualitativ hochwertigen Kulturvermittlung einräumt und wie sie die Zukunft der Schule und Bildung sieht.
Beatrice, Du bist die Schulleiterin des Schulhauses Ermensee, welches als Pilot-, ja Pionierschulhaus bei KulKids mitmacht. Mit Euch zusammen dürfen wir den Prototyp eines KulKids-Kulturvermittlungsformats entwickeln.
Die Bedeutung von Kunst und Kultur wird bei uns an der Schule anerkannt und gefördert, da sie zahlreiche Vorteile für die Schüler*innen bieten:
1. Kreativität und Selbstausdruck:
Kunst ermöglicht es den Schüler*innen, ihre Kreativität auszuleben und ihren eigenen Ausdruck zu finden. Sie lernen, sich auf vielfältige Weise auszudrücken, sei es durch Malerei, Musik, Theater oder andere künstlerische Formen.
2. Kulturelles Verständnis:
Die Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur hilft den Schüler*innen, ein besseres Verständnis für die Vielfalt kultureller Ausdrucksformen und Traditionen zu entwickeln. Dies fördert interkulturelle Kompetenzen und Toleranz.
3. Kritisches Denken und Analyse:
Kunst fordert die Schüler*innen heraus, kritisch zu denken und Kunstwerke zu analysieren. Sie lernen, Bedeutungen zu interpretieren und Hintergrundinformationen zu recherchieren.
4. Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl:
Die Möglichkeit, kreative Projekte zu schaffen und diese zu präsentieren, trägt zur Entwicklung des Selbstbewusstseins und des Selbstwertgefühls der Schüler*innen bei.
5. Teamarbeit und soziale Fähigkeiten:
In vielen künstlerischen Aktivitäten ist Teamarbeit unerlässlich. Schüler*innen lernen, effektiv in Gruppen zu arbeiten und ihre Ideen zu teilen.
6. Lebenslange Interessen und Fähigkeiten:
Die Kunst kann eine lebenslange Leidenschaft oder ein Hobby für Schüler*inne wecken, die sie auch nach der Schulzeit weiterverfolgen können.
Doch dafür braucht es den Einsatz von qualifizierten Lehrkräften, die Schüler*innen in verschiedenen künstlerischen Disziplinen unterrichten, sowie die Organisation von kulturellen Veranstaltungen, Ausstellungen und Aufführungen. Wir haben top engagierte und hoch qualifizierte Lehrpersonen an unserer Schule, doch der Wunsch von uns war, mit Kulturschaffenden noch mehr in die Tiefe gehen zu können.
Erstmal waren wir total begeistert von der Idee des Projekts KulKids. Das Projekt KulKids mit ihrem Kulturvermittlungsformats bietet uns kulturelle Vielfalt. Denn Kulturvermittler*innen können Schüler*innen Zugang zu verschiedenen kulturellen Ausdrucksformen verschaffen, die sie sonst möglicherweise nicht erleben würden. Dies fördert das Verständnis für die kulturelle Vielfalt und die Akzeptanz unterschiedlicher Traditionen und Perspektiven.
Dann dürfen wir mit dem Projekt KulKids eine Bildungserweiterung unserer Schüler*innen anbieten, da die Kulturvermittler*innen zusätzliche Expertise und Ressourcen in die Schule einbringen, um das Lehrangebot zu erweitern. Sie bieten Einblicke in Kunst, Musik, Tanz, Theater, Literatur und andere kulturelle Bereiche, die den Horizont der Schüler*innen erweitern.
Auch bieten die Kulturvermittler*innen im Rahmen des Projekts KulKids praktische Erfahrungen und Workshops an, die Schüler*innen ermöglichen, selbst kreativ aktiv zu werden. Dies fördert das praktische Lernen und die Anwendung von Fähigkeiten.
Zusammenfassend bin ich der Überzeugung, dass die Zusammenarbeit mit KulKids dazu beitragen kann, das schulische Bildungsangebot zu bereichern und den Schüler*innen vielfältige Möglichkeiten zur persönlichen und kulturellen Entwicklung zu bieten. Sie erweitert den Horizont und fördert ein ganzheitliches Bildungserlebnis.
Nein, überhaupt nicht! Das ganze Team war hell begeistert und wollte eigentlich schon im alten Schuljahr starten. Es sprudelte nur von Ideen. Ich musste das Schulteam sogar ein wenig bremsen, damit wir dem Leitungsteam des Projekts «KulKids» nicht davon galoppiert sind.
In erster Linie sehe ich die Bereicherung des Lehrplans, denn das Projekt KulKids mit den externen Kulturvermittler*innen können zusätzliche Inhalte und Perspektiven in den schulischen Lehrplan einbringen. Dies erweitert das Bildungsangebot und ermöglicht es den Schüler*innen, sich mit verschiedenen kulturellen und künstlerischen Themen auseinanderzusetzen.
Dann sehe ich auch die Chance in der praxisnahen Erfahrung und die Förderung von Kreativität und Selbstausdruck.
Nicht zu unterschätzen ist die Förderung der interkulturellen Kompetenz. Denn durch die Zusammenarbeit mit Kulturvermittler*innen können Schüler*innen ein besseres Verständnis für verschiedene Kulturen und Traditionen entwickeln. Dies fördert die interkulturelle Kompetenz und Toleranz.
Weiter durften wir bereits am Einführungsnachmittag die hochmotivierende und engagierte Art und Weise der Kulturvermittler*innen kennenlernen, in welche sicherlich auch unsere Schüler*innen in den Genuss kommen werden.
Und zu guter Letzt sehe ich eine grosse Chance mit dem KulKids Projekt für die Schaffung eines positiven und kreativen Schulklimas.
Die Zusammenarbeit zwischen Schule und externen Kulturvermittler*innen kann viele Vorteile bieten, birgt jedoch auch bestimmte Herausforderungen. Hier sehe ich folgende Herausforderungen für uns als Schule:
Wir haben als Schule oft einen straffen Lehrplan, der wenig Raum für zusätzliche Aktivitäten lässt. Das kann die Planung und Durchführung kultureller Projekte und Aktivitäten erschweren.
Weiter sehen wir die zusätzlichen finanziellen Ressourcen als Herausforderung, denn das kulturelle Programm erfordert finanzielle Ressourcen für Materialien und andere Ausgaben. Das Projekt KulKids übernimmt die Honorare der Kulturvermittler*innen, welche über das Projekt beauftragt werden, ansonsten müssten wir nach grösseren Finanzierungsmöglichkeiten suchen, um diese Kosten zu decken.
Neben den finanziellen Ressourcen sehen wir auch in personeller Hinsicht gewisse Herausforderungen. Wir werden sehr gut von der Projektleitung des Projekts KulKids unterstützt, doch erfordert eine kulturelle Veranstaltung, bzw. diese Workshops eine sorgfältige Planung und Koordination auch bei uns vor Ort. Die Verfügbarkeit von Räumen und Zeitplänen können herausfordernd sein.
Doch bin ich der Überzeugung, dass trotz dieser Herausforderungen Schulen und Kulturvermittler*innen durch eine sorgfältige Planung, klare Kommunikation und die Bereitschaft zur Anpassung gemeinsam erfolgreich kulturelle Programme entwickeln und umsetzen können. Die Vorteile für die Schüler*innen und die Bildungsgemeinschaft im Allgemeinen können die Bemühungen rechtfertigen.
Die Zukunft der Schule und Bildung wird dynamisch und sich ständig weiterentwickeln, um den sich ändernden Anforderungen der Gesellschaft und der Arbeitswelt gerecht zu werden. Dabei werden innovative Ansätze und die Anpassung an neue Technologien eine Schlüsselrolle spielen.
Neben Kompetenzen im Bereich Digitalisierung, neue Technologien, flexibles, personalisiertes Lernen, Förderung von kritischem Denken und Problemlösung, Förderung von beruflichen und praktischen Fähigkeiten, Nachhaltigkeit, Umweltbewusstsein, Ethik und soziale Verantwortung werden in Zukunft Kompetenzen im Bereich Globalisierung und interkulturelle Kompetenzen notwendig sein.
Denn Schulen müssen in Zukunft vermehrt die Schüler*innen auf eine globalisierte Welt vorbereiten, indem sie interkulturelle Kompetenzen und ein Verständnis für globale Herausforderungen fördern.
Die Schulentwicklung in der Zukunft wird darauf abzielen, die Bildungssysteme an die sich wandelnden Anforderungen der Gesellschaft und der Arbeitswelt anzupassen. Dazu sind innovative Ansätze, Flexibilität und die Fähigkeit notwendig, auf neue Entwicklungen und Herausforderungen zu reagieren.
Aus diesem Grund ist es nicht so einfach drei Wünsche zu äussern, denn für die Schulentwicklung braucht es so viel mehr. Doch ich versuche drei «Wünsche» zu extrahieren:
Für Schulentwicklung braucht es Wertschätzung der Schulentwicklung von allen Anspruchsgruppen durch Partizipation und Haltung, die Identifikation zur qualitativen Entwicklung und dann eine gute Vernetzung. Allein schaffen wir es nicht und deshalb sind wir so glücklich und auch stolz, dass wir als Pilotschulhaus bei KulKids mitmachen dürfen!
Herzlichen Dank, liebe Beatrice, dass Du Dich für das Interview zur Verfügung gestellt hast!